Tipps für die Finanzbranche

Wir sprechen von der Finanzbranche

Nur um das klarzustellen: es geht hier um eine Branche, die vor allem infolge der Finanzkrise 2008/2009 sehr gelitten hat in ihrer Glaubwürdigkeit. Tausende Sparer verloren ihr teils gesamtes Vermögen, da sie Zertifikate von Lehman Brothers oder geschlossene Schiffsfonds ohne ihr Wissen gekauft hatten. Die Finanzbranche ist ein hart umkämpftes Pflaster. Bei Goldman Sachs, der wohl berüchtigsten Investmentbank der Welt, kommen nur die Harten in den Garten. Insider berichten von strikten, gnadenlosen Einstellungstests und Prüfungen, um die zukünftigen Analysten auf anspruchsvolle Kunden vorzubereiten. Über Geld redet man nicht. Bei Geld hört die Freundschaft auf. Schon viele Familien, Freunde und ganze Imperien sind aufgrund dieser Scheinchen in den Ruin getrieben worden, sei es durch Streits oder Insolvenzen. Die meisten Deutschen kennen sich in dem Finanzdschungel nicht aus, sie können nicht oder sie wollen es gar nicht erst versuchen, oder aber sie verweisen auf die schlechten Erfahrungen durch Dotcomblase, Finanzkrise oder allgemein die böse Zockerbörse.

Tipp Nr.1: Sie entscheiden, was mit Ihrem Geld passiert

Wenn wir ein neues Auto kaufen oder es um den neuesten Fernseher geht, verbringen wir oft viele Stunden damit, Prospekte zu studieren, Verkaufsberater auszuquetschen und Erfahrungsberichte einzuholen, um auch ja das beste Angebot zu erhaschen. Geht es jedoch um eigene Finanzen, Geldanlagen oder Versicherungen, schalten einige anscheinend den Gehirnschalter auf Sparflamme. Sich damit zu beschäftigen hätte doch bei der Komplexität keinen Sinn, oder aber dafür habe ich doch meinen Bankberater, oder aber die Meinung, wozu denn Geld anlegen, ich lebe doch jetzt und nicht in zwanzig Jahren. Das stimmt, aber erstens existieren genügend einfach verständliche Informationsquellen über Finanzen und Börse, auf Youtube, in Form der Dummies – Reihe oder mittels Altmeister Kostolany. Zweitens blicken wir Menschen gerne nur kurzfristig in die Zukunft, was in zehn Jahren sein könnte, das interessiert uns nicht. Erst dann, wenn wir merken, dass das Geld fehlt.

Tipp Nr.2: Vertrauen und kontrollieren Sie

Warum unterschreibt jemand einen Vertrag, ohne zu lesen, was darin steht? Sie glauben das nicht? Es ist so geschehen. Dutzende Male, vor der Finanzkrise. Der Kunde sitzt im Büro des Bankberaters, wird über verschiedene Produkte aufgeklärt, doch er versteht nicht alles, hinterfragt Entscheidendes nicht und unterschreibt, auch auf eventuell drängendem Raten des Beraters, den Vertrag. Tun Sie dies nicht. Schlafen Sie bei finanziellen Entscheidungen, gleich welcher Art, immer eine Nacht darüber. Tägliche Lebensmitteleinkäufe natürlich ausgenommen. Lesen Sie alles durch, besprechen Sie es mit Vertrauten und treffen Sie dann eine Entscheidung.

Tipp Nr.3: Fallen Sie nicht auf psychologische Tricks herein

Und von denen gibt es eine Menge. Einer der wichtigsten behandelt den Herdentrieb. Vor der Dotcomblase rannten Kleinanleger, die das Wort Aktie nur mit schnellem Geld assoziierten, die Bankhäuser ein und erwarben in Massen etwa die Volksaktie Telekom. Was eine Aktie überhaupt ist und ob der Kauf ratsam ist, das war in diesen Momenten egal. Die anderen taten es, also musste es ja gut sein, also tue ich es auch. Der eigene Verstand wurde gänzlich ausgeschaltet. Kostolany vertritt radikal genau das Gegenteil: kaufen, wenn alle anderen verkaufen, und verkaufen, wenn alle anderen kaufen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis wieder die Panik an der Börse hereinbrechen wird und tausende Kleinsparer aus Angst abstoßen werden.

Tipp Nr.4: Die drei Dimensionen der Beratung in der Finanzbranche

Aus den Erfahrungen des Autors sollen drei Arten von Beratungen erläutert werden, damit Sie verstehen, wie Beratung aussehen kann. Die erste beinhaltet etwa die klassische Bankberatung. Sie basiert auf dem Provisionssystem. Zwar erhält der Angestellte in der Regel ein festes Gehalt, doch wird von ihm, manchmal auch ungemütlich, gefordert, eine bestimmte Menge an Finanzprodukten zu verkaufen. Der berühmte Interessenskonflikt bricht aus: die Interessen des Kunden gegen die Interessen des Beraters, der auch zusehen muss, seinen Geldbeutel zu füllen. Vermögensberatungen oder unabhängige Maklerstellen haben es schon besser. Sie sind nicht gezwungen, hauseigene Produkte zu vertreiben, sondern können aus einem Korb an Finanzhäusern etwas anbieten. Doch da viele auf selbstständiger Basis arbeiten, müssen sie unbedingt eine bestimmte Verkaufsanzahl erreichen, um davon leben zu können. Ist da noch das Kundeninteresse im Fokus? Und drittens: die wirkliche unabhängige Verbraucherberatung, in der Honorarberatung gegen eine feste Gebühr stattfindet. Wissen gegen Geld. Leider noch viel zu selten vertreten.